…and I feel fine“, wie R.E.M. bereits 1987 sungen. Wir wissen alle: „Wandel“ findet nicht an einem bestimmten Tag statt, oder in einem bestimmten Jahr. Der Wandel ist der stets und ständige Begleiter dessen, was wir Leben nennen. Wir selbst und die von uns erlebte Welt wandeln uns bzw. sich in jedem Moment auf so vielfältige Weise, dass wir es kaum überblicken können. Dies wussten bestimmt auch die dieser Tage so viel (falsch) zitierten Maya, die die große Kalenderrunde schufen und dabei unerklärlicherweise ein Höchstmaß an mathematischem Geschick zeigten.
Trotz all unserer Bemühungen den Überblick zu bekommen, die Dinge im Griff zu behalten, die Zeit zu messen, in kalendarische Zonen aufzuteilen und ihr hinterher zu rennen, entgleitet uns in gewisser Weise die Zeit ständig – auch ohne unser Zutun. Sie ist vielleicht in Wirklichkeit etwas mehr oder weniger dehnbar, entgegen unseres Bestrebens sie in 60x60x24x30x12 oder eben in „Kin, Uinal, Tun, Katun und Baktun“ (wie im großen Kalender der Maya) einzuteilen und zu konservieren, zumindest für unser Gefühl und Erleben.
Im Lichte des vorherrschenden Weltbildes ist die Zeitspannen eines Menschenlebens so gut wie Nichts, wir sind der Fliegenschiss des Zufalls am Rande eines uralten und riesigen Universums, dessen Struktur und Existenz wir nicht im Ansatz begreifen. Trotzdem legen wir alles daran, so zu tun, als seien wir wichtig und wüssten Bescheid – gegenüber der Natur, gegenüber den Tieren, gegenüber anderen Völkern, gegenüber unseren Nachbarn und Kollegen und gegenüber uns selbst. Wir reiben uns aneinander, wo es nur geht; bremsen uns gegenseitig aus, um des Egos bzw. angeblich des Überlebens Willen; legen und selbst Steine in den Weg und jammern darüber, wo nur diese scheiß Brocken herkommen – und wer sie dort hin gepackt hat. Schuld ist natürlich möglichst immer der Andere (oder gerne auch eine abstrakte Entität) und gelobt wird nur sich selbst und seinesgleichen. Ihr merkt selbst: da passt was nicht zusammen!
Abgesehen davon, dass ich mich auch nach diesem Tag heute gegen das neodarwinistisch/-freudianische Weltbild wehren werde und so auch das „year 2012 project“ der r.evolution of mind seine Fortsetzung finden wird, müsste doch im Lichte dessen der Betrachter etwas mehr Demut an den Tag legen, oder?
Gerade Ende 2012 steht insbesondere die „westliche Welt“ und die von uns gepflegte Kultur an einem Scheideweg. Das Ding, in das ich hier gerade reinschreibe („das Internet“TM), wird sich 2013 zum Kriegsgebiet No.1 entwickeln. Staaten und Konzerne werden versuchen ihre Gebietsanspüche geltend zu machen, durchzusetzen und Grenzen abzustecken und dabei ein extrem schizophrenes Verhalten an den Tag legen (siehe z.B. Googles „für die Freiheit des Internet“-Aktion). Demokraten, Freiheitsliebende und Anarchisten werden versuchen mit Protesten und Guerilla-Aktionen dagegen zu halten.
Die Bedeutung dessen dehnt sich mit Sicherheit auch auf die „Echtwelt“ aus, da sich hier eben nicht zwischen „virtuell“ und „real“ unterscheiden lässt. Gesetze werden gemacht, es wird verhaftet, es wird geklagt und prozessiert, es wird attackiert, geDDOSd und lobbyiert. Es werden Flyer verteilt, Demos organisiert und Störaktionen durchgeführt.
Wie zu Zeiten des Goldrauschs, bei der Besiedlung des „wilden Westens“. Was hat sich bei / in uns Menschen seitdem eigentlich geändert?
Ja, es ist fast Weihnachten, alle werden etwas sentimental, spenden für „Brot für die Welt“ und gegen ihr schlechtes Gewissen (das ich natürlich auch in mir rufen höre), aber das ist keine Sache von zu wenig Sonnenlicht und daraus resultierenden neurochemischen Vorgängen im Gehirn. Nein, es gehört zu unserer innersten Aufgabe, an uns selbst zu arbeiten und zu wachsen, uns zu reflektieren und zu erkennen. Das Bewusstsein, das uns gegeben ist, jenseits der rein naturwissenschaftlichen Betrachtung unseres Daseins, verpflichtet uns geradezu nach „außen“ etwas Demut zu zeigen und nach „innen“ diesen großartigen Erfahrungsspielraum zu pflegen, zu nutzen und zu erforschen.
Meinem Weltbild zufolge, ist dieses Innen das eigentliche Außen und die hier von mir erlebte Welt so etwas wie ein Traum, der von meinem Bewusstsein geträumt wird, das sich in viele Richtungen verzweigt – und wir träumen alle zusammen. Mögen mich die Skeptiker und anderweitig Wissenschaftsgläubigen für einen verblendeten „Esospinner“ halten, ich bin mir aber sicher, dass wir mehr Einfluss auf diesen unseren Traum haben, als es uns gewöhnlich bewusst ist und gelehrt wird.
Und deshalb möchte ich diesen Traum formen, gestalten und genießen. Und ich möchte alle, die mit mir diesen Traum träumen dazu einladen an sich zu arbeiten, sich von den Ketten des egozentrischen Denkens zu befreien (was auch mir weniger als leicht fällt) und mit mir zusammen zu wirken, auf dass dieser Traum – mit oder ohne „Weltuntergang“ und mit oder ohne „Mayaprophezeiung“ – zu einem Ort wandelt, an den wir, wenn wir am Ende dessen daraus erwachen, zurückblicken können und uns köstlichst darüber amüsieren, was für ein großartiges Spiel das wohl gewesen ist!
Ich wünsche Euch, meine Freunde und Mitträumer, eine schöne Zeit über die Festtage und den Jahreswechsel.
Mögen wir alle alsbald erwachen!
Hilbert von Sturzbach
für r.evolution of mind I.M.B.
21.12.2012